Entführung von Peter Lorenz

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Lage in Berlin
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Am 27.02.1975 (vor 49 Jahren) entführte die "Bewegung 2. Juni" Peter Lorenz, den Berliner Bürgermeisterkandidaten der CDU. Am nächsten Tag wurden ihre Forderungen zusammen mit einem Polaroidfoto des Entführten veröffentlicht. Sie forderten die Freilassung der Gefangenen Horst Mahler, Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ingrid Siepmann, Rolf Heissler und Rolf Pohle. Außer Horst Mahler gehörten alle Gefangenen mehr oder weniger zum Umfeld der "Bewegung 2. Juni".

Lorenz' 37 Jahre alter Chauffeur Werner Sowa wartete um 08.45 Uhr vor der Wohnanschrift von Lorenz am Elvirasteig mit einem Mercedes-Dienstwagen. Die Fahrt sollte direkt ins Büro gehen. Auf dem Weg ins Rathaus Schöneberg nahm der Chauffeur die Route entlang des Quermatenwegs Richtung Autobahn. In Höhe des Ithweges wurde der Pkw mit einem die Straße blockierenden Lastwagen der Speditionsfirma Karolewicz zum Halten gezwungen und es kam zum Auffahrunfall mit einem nachfolgenden Fiat. In diesem roten Fiat saßen laut Chauffeur mindestens drei Personen. Sowa wollte sich den Schaden ansehen und wurde dabei von einem Unbekannten, der aus dem Gebüsch kam, niedergeschlagen und Lorenz anschließend entführt. Die Täter sprangen alle in den Dienstwagen von Lorenz und fuhren mit ihm davon. Im Pkw kam es während der Flucht zu einem Handgemenge, weil Lorenz sich heftig wehrte. Dabei ging die Frontscheibe zu Bruch. Der Dienstwagen raste mit ca. 160 km/h durch den morgendlichen Verkehr über die Autobahn in Richtung Innenstadt. Dabei überholten die Täter nach eigener Aussage (von Till Meyer) sogar einen Polizeiwagen. Lorenz wurden die Augen verbunden. Ein weiterer Täter folgte dem Auto mit einem roten Ford Consul, der Wochen zuvor in Berlin-Heiligensee gestohlen und mit gefälschten Kennzeichen versehen worden war.

Der Dienstwagen wurde in einer Tiefgarage im Haus Neue Kantstr. 25a abgestellt. Lorenz selbst, der inzwischen mit einer Spritze betäubt wurde, wurde in den Kofferraum eines Golf verladen und weiter transportiert. Auf der Züllichauer Straße wurde Lorenz noch einmal verladen. Die Entführer legten ihn in eine Kiste, ehe man mit einem Kastenwagen zum endgültigen Versteck fuhr, das sich in einem Kellerraum in der Schenkendorfstr. 7 in Berlin-Kreuzberg befand. Hier hatte die "Bewegung 2. Juni" einen Second-Hand-Laden gemietet, um an die Kellerräumlichkeiten zu kommen. Als die Entführer die Kiste mit Lorenz ins Haus trugen, standen daneben drei Frauen, die sich unterhielten und sich auch nicht von den Männern stören ließen, die die Kiste ins Haus trugen.

Die Bundesregierung entschloss sich, auf die Forderung der Entführer einzugehen. Bis auf Horst Mahler, der einen Austausch abgelehnt hatte, wurden die Gefangenen am 03.03.1975 mit einer Boeing 707 nach Aden im damaligen Südjemen ausgeflogen. Nachdem der Pastor und ehemalige Regierende Bürgermeister Heinrich Albertz, der die Gefangenen auf diesem Flug begleitet hatte, die festgelegte Losung ("So ein Tag, so wunderschön wie heute") im Fernsehen bekanntgab, wurde Peter Lorenz am 04.03. freigelassen. Die Täter brachten ihn in den Volkspark Wilmersdorf und gaben ihm 20 Pfennig, um telefonieren zu können. Als Täter verurteilt wurden Ralf Reinders, Ronald Fritsch, Gerald Klöpper, Andreas Vogel und Till Meyer.

Die Entführung von Peter Lorenz war der einzige erfolgreiche Versuch der "Bewegung 2. Juni", Strafgefangene für eine Geisel auszutauschen. Die Tatsache, dass einige der freigelassenen Gefangenen später wieder terroristisch aktiv waren und Menschen ermordeten, bestärkte die Bundesregierungen, nicht noch einmal den Forderungen von Entführern bedingungslos nachzugeben.

Für Peter Lorenz selbst wurde die Entführung zu einer traumatisierenden Erfahrung. Nach Einschätzung Helmut Kohls verlor Lorenz hierdurch viel von seinem Elan.

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