OPEC-Geiselnahme

Aus Wo war das? Orte der Zeitgeschichte
Version vom 9. April 2017, 23:34 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Ort
1975 in Wien
Opfer
Anton Tichler (Polizist), Alaa Hassan Khafali (irakischer Angestellter), Jusuf al-Azmarly (libyscher Delegierter)
Bild
Opecgeiselnahme.jpg
Lage
Breitengrad: 48.213067 Längengrad: 16.361844
Übersichtskarte Google Maps
Detailkarte Google Maps
Bing
OpenStreetMap

Am 21.12.1975 (vor 49 Jahren) kam es zur Geiselnahme von 62 Personen im OPEC-Gebäude am Wiener Ring, gegenüber der Universität. Anführer der sich selbst als "Arm der arabischen Revolution" bezeichnenden Gruppe war Ilich Ramírez Sánchez, der auch als "Carlos, der Schakal" bekannt war. Als Drahtzieher hinter den Anschlägen wird Libyen vermutet, was allerdings nicht bewiesen ist. Der Tatbeteiligte Hans-Joachim Klein sagte u. a. aus, Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi habe die Aktion initiiert, um die Erdölpreise zu manipulieren. Das sei ihm, Klein, aber erst hinterher klar geworden.

Das sechsköpfige Terrorkommando fuhr am späten Vormittag vom Hotel Hilton nahe dem Stadtpark, wo sie Zimmer gemietet hatten, mit der Straßenbahn über die Ringstraße. An der Haltestelle Schottentor stiegen sie aus und gingen die wenigen Meter bis zur OPEC-Zentrale am Wiener Dr.-Karl-Lueger-Ring. Die Terroristen betraten um 11.45 Uhr die OPEC-Zentrale, ohne daß sie sich zuvor hatten ausweisen müssen oder ihre mit Waffen und Sprengstoff bepackten Taschen kontrolliert worden wären. Dann gingen sie zum Konferenzsaal im ersten Stock des Gebäudes, wo elf Minister sowie hochrangige OPEC-Vertreter über eine eventuelle Erhöhung der Erdölpreise berieten. Im Hausflur hielten sich rund 30 internationale Journalisten auf. Zwei Beamte der Polizei in zivil bewachten die Gänge und den Konferenzsaal. Die Terroristen zogen ihre Schußwaffen. Einer der Polizeibeamten, der 65jährige und kurz vor der Pensionierung stehende Anton Tichler, stellte sich Carlos entgegen. "Sind Sie Polizist?" fragte ihn dessen deutsche Komplizin Gabriele Kröcher-Tiedemann (1951–1995), genannt Nada. Als der Polizist die Frage bejahte, schoß die Terroristin angeblich auf ihn und verletzte ihn dabei tödlich. Außerdem soll sie den irakischen OPEC-Angestellten Alaa Hassan Khafali getötet haben, der sich den Terroristen entgegenstellte. Nachdem wenige Minuten später die ersten Polizeikräfte eintrafen, schossen die Terroristen aus den straßenseitigen Fenstern. Drei Beamte versuchten, in das Gebäude einzudringen und stürmten die Treppe hinauf. Daraufhin eröffnete der deutsche Terrorist Hans-Joachim Klein das Feuer. Auch eine Handgranate wurde von den Terroristen geworfen. Der Sicherheitswachebeamte Kurt Leopolder von der Wiener Alarmabteilung wurde dabei von einem Projektil getroffen, konnte jedoch das Feuer erwidern. Klein erlitt dabei einen Bauchschuß.

Dieser Anschlag war der erste dieser Art in Österreich. Zudem kam er völlig überraschend, denn eine Attacke auf ein Ziel mit arabischem Hintergrund hatte niemand erwartet. Es gab keine Einsatz- oder Krisenpläne und nur wenige schußsichere Westen. Man improvisierte und blendete während der TV-Übertragung einer Sportveranstaltung im österreichischen Fernsehen ein Insert ein, wonach sich in der Freizeit befindliche Polizisten bei der Bundespolizeidirektion Wien melden sollten.

Videos[Bearbeiten]

Links[Bearbeiten]