JVA Stuttgart: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 1. Juni 2022, 06:30 Uhr

Bild
Jvastuttgart.jpg
Lage in Stuttgart
Breitengrad: 48.853678, Längengrad: 9.153840
Übersichtskarte Google Maps
Detailkarte Google Maps
Bing
OpenStreetMap
Raf2.png

In der am 16.09.1963 (vor 61 Jahren) nach dreijähriger Bauzeit eröffneten JVA Stuttgart (Anschrift: Asperger Str. 60, 70439 Stuttgart) waren einige Terroristen der RAF untergebracht. Hier spielte sich die Todesnacht von Stammheim ab.

Die Außengestaltung mit in Zacken versetzten Fenstern (sog. "gefaltete Fassade") sollte den Kontakt von Häftlingen untereinander verhindern. Dabei dachte man allerdings nur an den Blickkontakt. Das Zurufen durch die Fenster war dennoch möglich.

Insassen

Beginn Ende Name
28.04.1974 09.05.1976 Ulrike Meinhof
28.04.1974 18.10.1977 Gudrun Ensslin
November 1974 18.10.1977 Andreas Baader
November 1974 18.10.1977 Jan-Carl Raspe
Mai 1976 Januar 1977 Brigitte Mohnhaupt
06.07.1977 12.08.1977 Helmut Pohl
Verena Becker
Ingrid Schubert
Juli 1977 Helmut Pohl
Juli 1977 Wolfgang Beer
Juli 1977 Werner Hoppe

Zellen

Die Zellen in der 7. Etage haben eine Größe von neun bzw. 22 Quadratmetern. Die größeren Zellen sind generell für drei Häftlinge ausgelegt, während in der JVA Stammheim teilweise sechs Gefangene in einer solchen Zelle untergebracht waren - zum Beispiel in der 6. Etage, also unmittelbar unter den RAF-Terroristen.

Zellen im 7. Stock der JVA
Zeitraum 709 710 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723 724 725 726 727 728 729 730 731
von bis (21,3 qm) (21,3 qm) (21,3 qm)
Treppen-
haus
Diensträume Teeküche Bad-Zelle
09.05.1976 Ulrike Meinhof
(beging hier Suizid)
13.09.1977 04.10.1977 Andreas Baader
04.10.1977 Andreas Baader
18.10.1977 Jan-Carl Raspe
(beging hier Suizid)
Andreas Baader
(beging hier Suizid)
Gudrun Ensslin
(beging hier Suizid)
Irmgard Möller
  • Andreas Baader hatte in seiner Zelle 974 Bücher, 75 Langspielplatten, eine Olivetti-Schreibmaschine, einen Kasten Pelikan-Wasserfarben, Haarspray, eine Mundharmonika, zwei Pelzmäntel, zwei Sonnenbrillen, einen Elektrowecker, einen Plattenspieler, zahlreiche Gewürze, Bestecke und Teller.
  • Gudrun Ensslin hatte in ihrer Zelle ca. 450 Bücher, einen Plattenspieler, Samson-Tabak, diverse Lebensmittel (u. a. Haferflocken, Senf, Rosinen, Kakao, Zwieback), Waschmittel, einen Rasierapparat, einen Elektrokocher, Parfumfläschchen, eine Geige und einen Notenständer.
  • Jan-Carl Raspe hatte in seiner Zelle 550 Bücher, einen Plattenspieler, Elektrozubehör, ein Mikrofon und diverse Kabel.

Suizid von Ulrike Meinhof

Am 09.05.1976 (vor 48 Jahren) (Muttertag) beging Ulrike Meinhof in ihrer Zelle 719 Suizid durch Erhängen. Dazu stieg sie auf einen Schemel, legte einen Strick aus Stücken zerrissener Anstaltshandtücher, die aneinander geknotet wurden, um ihren Hals und stieß den Schemel weg oder sprang.

Um ca. 07.34 Uhr wurde die Zellentür durch zwei Wachbeamte geöffnet - wie jeden Morgen. Dabei wurde entdeckt, daß sich die 41jährige, die als unberechnbar galt, am Fenstergitter des linken Fensters erhängt hatte. Um ca. 10.30 Uhr wird die Leiche abgehangen, nachdem die komplette Zelle durch Spurensicherungsbeamte untersucht wurde. Anschließend wurde die Leiche zur Obduktion ins Stuttgarter Bürgerhospital (Anschrift: Tunzhofer Str. 14-16, 70191 Stuttgart), das ungefähr zehn Kilometer entfernt ist, gebracht. Der Todeszeitpunkt wurde auf kurz nach 02.00 Uhr geschätzt.

Einen Abschiedsbrief hatte Ulrike Meinhof nicht hinterlassen.

Obduktion von Ulrike Meinhof

Ulrike Meinhof wurde das Gehirn entnommen und man nahm Gewebeproben von ihren Organen. Das Ergebnis wurde nachmittags bekanntgegeben: Suizid durch Strangulation. Anhaltspunkte für Fremdverschulden wurde ausgeschlossen. Als Todeszeitpunkt wurde die Zeit kurz nach 02:00 Uhr morgens geschätzt.

Todesnacht von Stammheim

Versteck für Pistole in Akten während der Stammheim-Prozesse. Gezeigt in einer Ausstellung über die RAF in Stuttgart

Als sogenannte "Todesnacht von Stammheim" wird die Nacht zum 18.10.1977 (vor 47 Jahren) bezeichnet, in der die inhaftierten Anführer der terroristischen Vereinigung RAF (Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe) in ihren Gefängniszellen in der JVA Stuttgart-Stammheim Suizid begingen. Irmgard Möller überlebte schwerverletzt. Das Ereignis war der Schlußpunkt des Deutschen Herbstes, in dem die zweite Generation der RAF versuchte, die inhaftierten Terroristen freizupressen. Als Reaktion wurde am selben Tag der von der RAF entführte Hanns Martin Schleyer ermordet.

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