Erster Banküberfall mit Geiselnahme in Deutschland

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Lage in München
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In der Prinzregentenstr. 70 in München-Steinhausen kommt es am 04.08.1971 (vor 53 Jahren) zum ersten Banküberfall mit Geiselnahme in Deutschland.

Um 15:55 Uhr betreten die beiden maskierten Täter Hans Georg Rammelmayr (31 Jahre alt) und Dimitri Todorov (24) eine Filiale der Deutschen Bank und nehmen fünf Geiseln (Kunden und Angestellte). Die anderen in der Bank Anwesenden schicken sie nach draußen.

Um 16:08 Uhr fährt das erste Polizeiauto vor die Bank. Passanten haben die Polizei angehalten und ihnen von der Maschinenpistole erzählt, die sie in der Hand eines der Täter gesehen haben. Die Täter nennen sich "Rote Front", fordern einen Fluchtwagen, zwei Millionen DM Lösegeld und wollen die Bank sprengen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Den "schnellen BMW" fordern sie allerdings erst nach 18:11 Uhr, als Polizeipräsident Manfred Schreiber ein provisorisches Büro direkt gegenüber der Bank eingerichtet hatte. Um ca. 18:40 Uhr wird durch die Deutsche Bank das Lösegeld bereitgestellt.

Nachdem um 22:00 Uhr das erste Ultimatum abläuft, bekommt eine der Geiseln einen Herzanfall, woraufhin ein Notarzt in die Bank gelassen wird, um die Frau zu behandeln.

Als Rammelmayr gegen Mitternacht aus der Bank kommt und zum Fluchtwagen geht, sollte er von den Polizeischützen ausgeschaltet werden. Aufgrund der fehlenden mangelhaften Absperrung sind jedoch zahlreiche Fotografen in Tatortnähe, die den Täter fotografieren. Durch das Blitzlicht sind die Polizisten geblendet und orientierungslos, so daß sie mit dem ersten Schuß warten, bis Rammelmayr an der geöffneten Autotür steht. Er wird getroffen und läßt sich in den Fluchtwagen auf den Fahrersitz fallen. In diesem Fluchtwagen sitzt bereits die Geisel Ingrid Reppel. Die Polizei beschießt den BMW mit ca. 200 Schüssen, wobei Ingrid Reppel so schwer verletzt wird, daß sie stirbt. Die Obduktion ergibt, daß der tödliche Schuß auf die Geisel von Rammelmayr abgegeben wird. Todorov gibt schließlich auf und sitzt 22 Jahre im Gefängnis.

Die Polizei in München war auf ein solches Szenario nicht vorbereitet. Damals gab es noch keine Scharfschützen, so daß während der Geiselnahme zunächst einmal einige Polizisten zu einer Kiesgrube fuhren, um dort das Schießen mit einem Gewehr zu trainieren. Kompetenzgerangel zwischen Staatsanwaltschaft und Polizei führten ebenso zu Konflikten wie die mangelhafte Absperrung des Tatortes. Schaulustige hatten ungehinderten Blick auf die Bank, standen teilweise direkt neben den Polizisten mit ihren Maschinenpistolen. Was die Situation mit den Schaulustigen angeht, war das durchaus vergleichbar mit dem 1988 stattgefundenen Gladbecker Geiseldrama.

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